5. Juli 2015

Warum man sich manchmal vermissen sollte

Der Alltag ist eigentlich eine gute Sache. Du stehst morgens auf, meistens viel zu spät, stopfst schnell noch ungesundes Frühstück in Dich hinein, genießt die heiße Dusche um wach zu werden, gehst zur Arbeit, die Du Dir ausgesucht hast und fährst wieder nach Hause. Es ist schön ihn zu haben, er gibt Sicherheit und man glaubt, dass es ewig so weitergehen wird. Manchmal ist man aber in der Alltagsfalle gefangen, sodass man manche Dinge einfach nicht mehr schätzen kann. Der Alltag hat Dich dann voll im Griff! Man hat aufgehört sich über die kleinen Dinge zu freuen, sieht vieles als selbstverständlich an. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass es eines der schönsten Dinge ist, wenn man nach einem langen Arbeitstag nicht alleine ist und traurig Schokolade und Chips in sich schaufelt und mit etwas zu viel Alkohol nachspült.
Der Alltag ist eine tolle Sache, aber man vergisst wie es sich anfühlt wenn das Herz vor Aufregung tanzt und die Schmetterlinge im Bauch flattern, weil man jemanden vermisst. Wenn einem ganz schlecht wird und man sich unwohl ohne diese bestimmte Person fühlt. Aber es wäre doch schlimm, wenn man dieses Gefühl nicht hätte; wenn sich einfach nichts regt und man keine Bauchschmerzen hätte wenn man nicht richtig angekommen ist. Man könnte an jeden Ort dieser Welt gehen und würde nicht mal merken, dass etwas nicht stimmt, man nicht richtig ist und etwas fehlt. Und das ist es doch was wir brauchen: wissen, wo man hingehört.

22. Januar 2014

0812


Ich schreibe auf, wie schön und erfüllend Dein Lächeln ist. Ich schreibe auf, dass Du nicht kochen kannst, nicht einmal eure Mikrowelle bedienen kannst, aber mir trotzdem zum Frühstück Rührei mit Speck machst. Ich schreibe auf, dass Du Schalker bist und mir Dein mit blau weißen Farben bestücktes Zimmer absolut gar nicht gefällt. Ich schreibe auf, wie gut Du Fußball spielen kannst, dass ich deshalb stolz auf Dich bin. Ich schreibe auf, wie schön Deine Lippen sind und wie niedlich Du am Morgen mit verwuschelten Haaren und kleinen müden Augen aussiehst. Ich schreibe auf, wie gut es sich anfühlt, wenn Du nachts wach wirst, mich fest an Dich drückst und meine Stirn küsst. Ich schreibe auf, dass Du mindestens genauso bekloppt bist wie ich. Ich schreibe auf, dass ich am liebsten in Deinen Armen auf deiner spärlich behaarten Brust Deinem beruhigenden Herzschlag lauschend einschlafe. Ich schreibe auf, dass Du beim Lachen so schnaubst, dass ich einfach mitlachen muss. Ich schreibe auf, dass Du mich mit diesem einen Blick von Dir die ganze Welt um mich herum vergessen lässt. Ich schreibe auf, dass ich zwischen uns dieses Zwanglose, Unbeschwerte mag und ich trotzdem weiß, dass ich nie jemandem näher war als Dir. Nicht unbedingt körperlich, mehr so, als würde sich irgendetwas in mir öffnen, wenn du da bist, und mit dir verbinden. Ich schreibe auf, dass Deine Augen manchmal funkeln als hätte jemand Glitzer hineingestreut. Ich schreibe auf, dass es niemanden weit und breit gibt, der mich so zum Lachen bringen kann, dass ich mich im Bett mit Bauchschmerzen kugel und weine. Ich schreibe es auf, damit ich es nicht vergesse und damit dieser Blog auch ein wenig von uns festhält, wer wir waren und wie wir sind.

26. November 2013

Herzsprung

Was für ein schönes Gefühl: Du schließt leise, um ihn nicht zu wecken, die Haustür auf. Schleichst auf Seidenstrümpfen ins Bad zum Zähneputzen und Abschminken. Deine Haare, dein Kleid riechen nach Zigarettenrauch, du hast Wein getrunken, hast ein wenig geflirtet und zusammen mit deiner besten Freundin so getan, als wärt ihr siebzehn, schlank und unstillbar neugierig auf fremde Küsse. Hast blonde Männer etwas länger angesehen als nötig und gekichert wie ein Teenager, weil sie dir einen Drink ausgegeben haben. Du hast ein Spiel gespielt, das du nicht verlieren konntest, hast so getan, als seist du auf der Suche, obwohl du deinen Schatz längst gefunden hast. Hast Männern zweideutige Lächeln geschenkt. Hast viele beeindruckt, weil du niemanden beeindrucken musstest.
Und dann kommst du nach Hause, an einem späten Abend, an dem vieles möglich gewesen wäre, ziehst deinen Schlafanzug an, der nach Lenor riecht. Gehst barfuß leise ins Schlafzimmer. Kriechst unter deine Bettdecke. Er hat sie für dich aufgeschüttelt. Und dann hältst du den Atem an, um seinen Atem zu hören. Seinen Schlaf-Atem.
Regelmäßig und tief. Hin und wieder mit einer sanften Schnarchbeimischung, die um diese Zeit dein Herz so rührt, dass dir Tränen in die Augen steigen im dunklen Zimmer. Und dann raschelst du laut mit der Bettdecke, hustest ein bisschen, und schiebst deinen Fuß rüber auf seine Seite, um ihn heftig, aber gerade noch sanft genug gegen die Wade zu treten, um nachher behaupten zu können, du hättest dich lediglich im Schlaf bewegt. Weil, wenn er dann halbwegs aufwacht, geschieht das Wunderbare: Dann tastet er nach dir, zieht dich an sich, auf seine Seite, in seine Arme, an seine spärlich behaarte Brust, die der schönste Ort der Welt ist, grunzt irgendetwas Unverständliches, was nichts zur Sache tut, aber sehr, sehr freundlich klingt, und legt seine Wange in die kleine, stets warme, stets duftende Vertiefung zwischen deinem Hals und deiner Schulter und schläft wieder ein. Und schnarcht ein wenig. Und du fühlst dich zu Hause und geborgen vor allem Übel, getröstet von allem Kummer, befreit von allen Sorgen.
Es gibt nichts Besseres als Liebe. Das ist so.